Test Thiel CS 3.7

Seit nunmehr 6 Monaten haben wir die Thiel CS 3.7 in unserem Wohnzimmer stehen. Es wird Zeit, das ich meine Erfahrungen poste. Einige follower und Hifi-Isten sind schon am stenkern. Ausserdem wird es wirklich wieder Zeit, den Hifi-Kanal hier mal wieder zu belegen. Den ganzen Sommer nur Mopeds etc. Sorry.

Los geht es erstmal mit dem Lebenslauf dieser LS.

Es ist schon merkwürdig. Früher hat man von sowas nur träumen können, heute hat man selber so ein Boxen-Boliden hier stehen und findet es ... ja wie denn ? ... einfach wunderbar!

Obwohl ich von meinen Freunden mit meinen Monitorboxen (Audioplan, MBL, Revel M22, zuletzt die Harbeth M30) immer belächelt wurde so nach der Melodie "kauf dir doch mal richtige Boxen..." wollte ich eigentlich garnicht Grossboxen haben. Da ich die Zwischenlösung Magnepan 3.7 wieder einigermassen gut verkaufen konnte, habe ich mich doch zur Thiel 3.7 hinreissen lassen. Glück gehabt. Denn soviel vorweg : dieser Lautsprecher ist zurecht ein Traumlautsprecher für geneigte Kenner. Ich könnte auch sehr gut mit einer Harbeth M30.1 alt werden, aber dieser LS überzeugt auf der ganzen Linie. Der direkte Vorläufer Magnepan 3.7 (Freunde spöttelten : "wo hast Du denn diese chinesischen Trennwände her....") war ja sehr materialsensibel und hörte sich mal atemberaubend an, aber auch ab und zu eher suboptimal. Die Thiel ist der Magnepan wirklich in allen Belangen überlegen. Hätte ich nicht so eindeutig erwartet.

Das optische Fazit kann kurz ausfallen : zeitlos, subjektiv wirklich schön und integrativ, ein wundervoller Blickfang.

Das klangliche Fazit ist absolut gesehen eindeutig aber erklärungsbedürftig. Meine Hörgewohnheiten haben jetzt gerade 4 Jahre BBC-Sound mit der M30 hinter sich, also eher den zurückhaltenden langzeittauglichen Monitorklang. Der lag mir sehr. Die Thiel haben ja eher so den Ruf, sehr feinauflösend zu sein. Da hatte ich schon so leichte Bedenken im Vorfeld. Ich kann Entwarnung geben. Die Höhen haben zwar richtig viel "air", ich empfinde es aber niemals als lästig oder so. Insgesamt eine sehr schöne "richtige" Höhenabbildung, die Mitten schliessen nahtlos an. Ich empfinde das insgesamt keinen Deut schlechter als die diesbezüglich so schönen M30. Die Bassabbildung ist zurückhaltend aber definitiv extrem sauber. So muss das sein! Sicher eine Folge der geschlossenen Bauweise und der extremen Entwicklungstiefe. Da gibt es keine Lieblingslautstärke der Box wegen kritischer Resonanzen, wie es so oft bei Reflexsystemen ist. Nein, immer absolut impulssicher und schnell, richtig schnell. Weiter habe ich noch keine Musik-Genre feststellen können, die der Thiel nicht liegt. Viele Boxen in dieser Preisklasse spielen plakativer und auf den ersten Blick imposanter, ich will es nicht mehr anders hören.
Zur vorgeschalteten Elektronik möchte ich auch noch einige Worte verlieren. Seit meinen mannigfalten Verstärkerexperimenten bei der Harbeth weiss ich, dass die Röhre eine Tieftonmembrane nicht so gut in die Zange nehmen kann wie ein Transistor. Der Unterschied seinerzeit von dem Audiomat Opera zum ML 532H war eklatant. Der McIntosh MC302 AC spielt ganz wunderbar locker mit den Thiel´s. Die Verbindung mit dem "15 years editor choice" Spectral DMC 15 SS scheint sehr geglückt zu sein. Spectral trommelt zwar immer "geht nur wirklich gut mit Spectral-Endstufen und MIT-Kabeln", ich halte das aber für Marketing. Dann kommt bei Phono noch ein wenig Röhrenschmelz über die Nagra hinzu. Der famose Shelter 901 hat bei mir das Benz LP-S abgelöst ! Das Shelter mag ich lieber. Fertig ist eine kleine feine Kette. Ach ja, und CD oder Digitalkost ? Höre ich fast nur noch als Hintergrundbeschallung.

So ist es also, wenn man Boxen-mässig im Zielkorridor angekommen ist. Danke.

setup
Frontend
Shelter 901, Clearaudio Universal 9z, Clearaudio Innovation, Nagra VPS mit Basis
MacBook, PureMusic, CambridgeAudio DacMagic plus
Verstärkung
Spectral Audio DMC15SS
McIntosh MC302AC
Kabel
HMS GrandFinale Jubillee komplett