9.11.21

Test Bryston 7B3 Cube Monoblöcke (review, longterm)

Bryston-Geräte aus Peterborough/Ontario/Canada haben mich während der ganzen persönlichen HiFi-Ära häufig begleitet.

Am Anfang gab es ja nur Revox (A700), Marantz (Receiver 4430), Harman Kardon (Citation-Serie), Denon, Sony (TA-E88 oder TA-F1130), Onkyo (legendäre Tuner), Yamaha (NS-1000), Accuphase (P100-Serie), Audiolabor (Fein), Nakamichi (Dragon), Sansui (AU-919), Pioneer und sonst eine Handvoll Marken. Wenn ich da noch an die angesagten Marantz-Receiver mit 40 Regler etc denke? Toll. Dann kam der Hype um den Minimalismus auf und Mark Levinson revolutionierte die Denkweise. Damals hätte keiner gedacht, dass ML aus dem Stand mehrere Tausend der 4000$-Vorverstärker ML1 verkauft hat. Auf einmal zählte "weniger ist mehr, dafür alles Geld -auch gerne viel davon- in den Klang". Da ML für mich ausserhalb jeder Reichweite war, kam ich schnell auf Bryston. Das war irgendwie finanziell erreichbar. Die 12B und die 4B standen ab sofort ganz oben auf dem Zettel. Profitechnik im schlichten no nonsense-Kleid.

Meine erste Bryston war eine nagelneue 4B RX für 4000,-DM. Eine Wahnsinnsmaschine. Ca 2 Jahre später konnte ich gebraucht eine 12B RX Vorstufe mit Plexiglasdeckel kaufen. Alles Geschichte, zwischenzeitlich hatte ich -neben bestimmt 20 bis 30 anderen Verstärkern- noch eine 3B SST, eine BP 25, eine BP 0.5, eine BP 26 und eine 2.5B3. Ich war immer sehr zufrieden. Doch wie bei fast jedem HiFi-Begeisterten ist die Reise nie zu Ende. Da wird kombiniert, gekauft und verkauft auf Teufel komm heraus. Mir macht das Spaß. Bryston hatte in der HighEnd-Gemeinde aber nie eine ähnlichen Stellenwert wie beispielsweise PASS oder McIntosh. Wahrscheinlich wegen Ihre Schlichtheit ohne blingbling, oder Mann/Frau hatte nie den Mut eine zu kaufen. Ich weiss es nicht.

Die Mono´s von Bryston haben immer einen besonderen Reiz ausgeübt. Jetzt kann ich sie mir leisten und Weihnachte 2020 habe ich 2 Stück der famosen 7B3 Cube in silber nagelneu gekauft. Vorab aber noch ein wenig aktuelles zum Brand BRYSTON, eine Legende hauptsächlich wegen Ihrer extrem robusten Endstufen.

Bryston ist seit den frühen 70ern aktiv am Markt, der Pro 3 war das erste erfolgreiche Produkt. Manch ein Marktbeobachter hat vielleicht mitbekommen, das der President Brian Russel mit 68 Jahren plötzlich verstorben war. Die Firma war geschockt und James Tanner (auch schon 74, hat über 45 Jahre mit BR den Laden geführt) stand vor eine Wand: "...was nun?". Chris Russell (der Bruder von BR) wollte auch aussteigen. Die Lösung war eine Naheliegenste, denn es gab bereits eine langjährige geschäftliche Beziehung zu einer Firma namens Axiom Audio. Mit Axiom ist vor vielen Jahren die Lautsprecherserie mit Brand Bryston aber Fertigung bei Axiom auf den Markt gekommen. Mit Erfolg, in Deutschland zwar wenig gesehen, soll aber so sein. Axiom Eigner Colquhoun hat Ende 2020 alle Anteile gekauft und Tanner ist CEO geworden. Die Qualitätssicherung und Teilversorgung in der Produktion sollen mittlerweile bereits stark profitiert haben und die Prüfprozesse der fertigen Geräte konnte ohne Qualitätsabstriche um 80% reduziert werden. Eine winwin-Situation bei der Fusion ist offensichtlich, das scheint zu passen. Die neue Vorstufe trägt mit BR-20 den Namen des Gründers. Ich bin gespannt, welche Produkte diese wunderbare Manufaktur in Zukunft in die Auslagen bringt. Ich freue mich darauf.

Doch jetzt zu meinen 7B3Cube.



Sie passten offensichtlich jetzt genau in mein Beuteschema: 

-max 25 kg Gewicht (ich mag diese Monster-Endstufen nicht, ich will alles alleine bewegen können)

-da ich Leisehörer bin, ist mir eigentlich Leistung egal, aber meine Wilson Yvette mögen das (min Impedanz 2,83 Ohm und Empfindlichkeit 85)....also 660 Wattt an 8Ohm-->nice to have

-Laststabilität in allen Lagen und Bedingungen

-das Maximum an Garantie: 20 Jahre! ->das ist die absolute Keule für den Wettbewerb

-bei Bryston bin ich mir immer sicher gewesen: da brummt nichts, da knackt nichts, da rauscht nichts, die funktionieren einfach immer zuverlässig (was habe ich da nicht schon alles erlebt bei Konkurrenzprodukten)

-wohltuend zurückhaltendes Design, zeitlos muss es sein (ja, irgendwann ist man auch McIntosh und die Drehbank-Orgien leid)

-vertretbarer CO2-Fußabdruck

All die oben genannten Punkte wurden in den 11 Monaten bisher zu 100% bestätigt. Am Anfang habe ich mich auch ein wenig über die ständigen Preiserhöhungen geärgert, 16.000,- sind schliesslich eine Menge Holz. Aber sie sind es wert.

Die Verpackung ist Bryston-typisch einfach, keine Holzsärge für viel Geld. Die Inbetriebnahme einfach mit dem Masterschalter hinten für die Erstinbetriebnahme. Nach dem Einschalten vorne "klackern" sich die Elkos relaisgesteuert in 4 sec hoch. Schon kann der Spass losgehen. Bekanntlich brauchen die Bryston eher eine lange Einspielzeit, manche sagen 1000h. Ich halte das übertrieben, aber da ist etwas dran. Ich finde, sie werden immer besser. Wir lernen also immer wieder das selbe: „frisch aus der Kiste“ hören und beurteilen ist einfach falsch. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen ist die Eingangsstufe brandneu, von Dr Salomie entworfen. Die macht auch einen entscheidenden Unterschied in Bezug auf die unglaubliche Klarheit und Rauschfreiheit. Die Ausgangsstufe ist seit der SST2 angeblich nicht verändert worden. Die Mono´s haben auch gerade zu den innen leicht überfrachteten 4B3 und 14B3 einen wunderschönen inneren Aufbau, clean, direkt und irgendwie richtig. Alle Messwerte des beiliegenden Protokolls sind ohne Übertreibung sensationell gut. Das heisst jetzt nicht, das der Klang dann automatisch das Selbige auf die Klangwiese stellt. Hier ist es aber so. Gerade auch die exemplarische Durchhörbarkeit in leisen Passagen ist einfach nur benchmark. Dann die Gelassenheit und Farbenpracht, ich kann es mir nicht mehr besser vorstellen. Der Bass und Mid-Bass kommt stark und absolut klar, im Ansatz vermeintlich leicht schlank, stimmt aber nicht, viel schöner als bei vielen leichte "Aufweichlern" (PASS zB nmM) , Mitten- und Höhenspiel an der Machbarkeitsgrenze. Das sind alles Garanten für lange Freundschaften. Endstufen prägen mE erheblich bzw entscheidend das Klangbild der Gesamtkette. Im Röhrenlager mag ich besonders die McIntosh MC275 (nur in Mk6-Version), im Transistorenlager haben mich bisher die 7B3 am meisten überzeugt. Natürlich werde ich auch zukünftig noch andere Verstärker-Produkte in den Langzeittest nehmen, die 7B3 werden nicht ewig bleiben, dafür ist das Leben viel zu kurz. Es sind aber die ersten Endstufen, die ich sofort wieder kaufen würde. Als Vorstufen habe ich drei Kandidaten verkabelt: die Pathos funktionierte klasse, sehr zu empfehlen; selbst mein backup für Notfälle, ein kleiner Arcam Neo Mini mit PreOut aus der 600€-Klasse sorgte für Erstaunen ("...mmm, reicht auch, oder?....); die Krönung ist aber natürlich der famose Nagra, was für eine Kohärenz und Spielkultur.

Mehr muss man nicht mehr ausgeben im HiFi-Spielfeld 97-100%. Man muss nur bereit sein für soviel Klarheit, Neutralität und Funktionalität. Zum Herzeigen gibt es Anderes. Die 7B3 Cube ist ein bestbuy im Topsegment.

Setup:

  • Lautsprecher: Wilson Yvette
  • LS-Kabel: Chord Signature XXL
  • Endstufen: Bryston 7B3 Cube
  • Vorstufe: Nagra Classic Pre und Pathos InControl MkII
  • Streamer DAC: Lumin T2
  • Phono-Pre: WHEST Titan Pro
  • Laufwerk: TW Acoustic Raven LS mit 10.5 Tonarm und HEX-Mat
  • TA: ZYX Ultimate 100H und IKEDA 9TS
  • CD-Laufwerk: Cyrus XR CDt mit MOON DAC100 (ja, ein 150€-DAC mit BurrBrown 1793, mag ich)
  • Kabel: Cardas Clear NF-Kabel komplett, HMS und Kondo Persimmon-Netzkabel
  • Netzleiste: NordOst



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