19.2.12

Test Magnepan 3.7

Magnepan 3.7 im Spielumfeld (gekauft 29.01.2012)
Vorlaute Lautsprecher, die sich gleich mit den ersten Klängen in die Herzen der nichtkundigen Hörer spielen wollen, waren mir immer ein Gräuel. Bei der zweiten LP bekomme ich schon eine Proll-Attacke. Ich finde, Lautsprecher müssen erst entdeckt werden und sollten sich erst in Ihrem neuen Gehege einleben bzw einspielen. Das will nicht heißen, daß ich nicht auch schon auf den Messeschlager B&W Diamond reingefallen bin. Die ist bestimmt auch gar nicht mal so schlecht, doch für mich nicht geeignet. Eigene Hörgewohnheiten (Pegelvorlieben, Musikmaterial, Spreizung der Musikgenre, Erfahrung,etc) sind neben Raum,Raum, und noch mal Raum natürlich das wichtigste. Daneben mag eine gewisse Geltungssucht bzw Prestigewahrung (da ist sie wieder, die B&W) auch eine Rolle spielen. Und natürlich das Frontend, sprich der Plattenspieler/Tonarm/System/Phonopre, finde ich sehr wichtig. Das muss einfach zu einem passen.
Eigentlich sind gefühlte 98% des Lautsprechermarktes klassische dynamische Lautsprecherkonstruktionen mit Volumengehäuse, bevorzugt in Bassreflex konstruiert. Die Flächenstrahler bzw Hybride von Martin Logan sind sicher die große populäre Ausnahme. Elektrostaten sind nur in mikroskopischen Anteilen auf dem Markt präsent. Vor vielen vielen Jahren hatte ich mir mal gebrauchte Audiostatic ES300R günstig gekauft. Die klangen einfach berauschend. Aber auch zu gut am Anfang. Auf Dauer nervten die eingegrenzte Klangkultur auf Feinauflösung, der extreme sweet-spot und die suboptimale Langzeitstabilität. Eine Box wurde immer leiser, so was geht ja garnicht. Glücklicherweise konnte ich die mit einem schönen Gewinn wieder verkaufen, da sie Interessenten betören konnte.
Die Magnepan haben ja immer schon einen legendären und ausgesprochen zuverlässigen Ruf. Modellwechsel nur alle Jubeljahre (Zyklus bei der 3er Serie aktuell 12 Jahre). Ich habe die 3.6 nie aus den Augen verloren, obwohl ich eher skeptisch war. Als die 3.7 im August 2011 präsentiert wurde, war mir klar, dass ich irgendwann diese „Türpaneele“ hören sollte. Auf den Bonner Hifi-Tagen war die Gelegenheit da. An Solution-Elektronik war die Vorführung zumindest brauchbar, hat mir gefallen, soweit man das nach 2 von diesen furchtbaren Messeliedern überhaupt sagen kann. Ich wunder mich immer wieder über dieses grausame Vorführ-Material, was einem da zu Ohren gebracht wird. Aber dieses HighEnd-Gedudel scheint wohl mainstream in der Szene zu sein. Na denn. Nach 3,5 Jahren mit meinen geliebten Harbeth M30 musste so langsam mal etwas Neues her. Eigentlich war die Entscheidung fast schon gefallen, und zwar auf Harbeth M40.1. Tidal Diacera aus Hürth war auch noch auf dem Einkaufs-Zettel, die Ascendo F auch (die hat ein Freund), aber beides eigentlich zu teuer für mich. Dann war da eher zufällig die Announce eines Bekannten aus Norddeutschland auf der Tagesordnung, der seine erst 2 Monate alte 3.7 gerne verkaufen wollte. Dieser Musikkenner hatte einen völlig ungeeigneten Raum für die 3.7 ohne Freiraum zur Seite hin. Weiterhin versuchte er, die 3.7 mit 10 Röhrenwatt zu betreiben. Da hilft auch etwas ganz Edles von Air Tight nicht wirklich. Die Maggies mögen Kontrolle und einen festen Halt. Das musste sich also unausgegoren anhören, tat es auch. Er wollte gerne meine M30 versuchen, so waren wir uns schnell einig, Tausch+Geld obendrauf. Das Paket mit 70kg beherbergt beide LS, ist 70cm breit, 40ch hoch und 1,90m lang. So passen sie perfekt in den Audi A6 Avant. Grösser hätte es aber auch nicht sein dürfen.
Direkt am Anfang klangen sie eher ungewohnt in den neuen Räumen, kein bischen Vorlaut (siehe Einleitung oben). Nach nun 3 Wochen Hörerfahrung und optimierter Standortbestimmung bin ich sehr angetan. Eine sachliche, spritzige Darbietung mit viel Verve und Disziplin, die sich auf Dauer immer besser anfühlt. Vielen mag der Bass und die volle Körpersprache beim ersten reinhören fehlen, aber mir gefällt das immer besser. Der Bass ist tief, ausgesprochen konturiert und stimmig. Insgesamt hat man ein wunderbar geschlossenes Klangbild mit überragender Bühne. Klassik ist ein Erlebnis, da ich aber auch sehr viel Independent höre wie Industrial und Crossover (Front242, NIN, etc) geht das auch ausgezeichnet. Blueslastiges wie Black Keys oder Bonamassa tut´s auch wunderbar, Enimen oder HipHop mit kräftigem beatsperminute macht sogar richtig Freude. Was irgendwie nicht gut geht ist z B Rammstein, der Brustkorb vom Sänger kommt nur mässig. Sonst habe ich noch keine Ausfall erlebt. Fazit : die 3.7 gefällt mir mit jeder weiteren Woche besser, ein echtes Langzeitjuwel. Perfekt gibt es eh nicht.
Übrigens : der Devialet D Premier hat mit seinem aktuellen update auf 5.5 die WiFi- und Streamfähigkeit erhalten. Das funzt richtig gut und klingt zudem noch überraschend gut (besser gesagt : das klingt brauchbar ... für mich als Vinyl-Möger ist das schon eine ambitonierte Aussage). Das HD-Streaming soll im Laufe des Jahres auch noch möglich werden, da bin ich mal sehr gespannt. Eine Perle am Markt, teuer aber gut.
setup:
Frontend: Benz LP-S, Clearaudio UNIVERSAL u INNOVATION, Arye P-5xe
Vorstufe,Endstufe,DA-Wandler,WiFi-Streamer,etc: Devialet D-Premier
Monitoring: Magnepan 3.7, Progressive Audio Puccini LS 3m
Rack: Tabula Rasa 600, Acapella Basis
Stromversorgung: HMS Grand Finale Jubilee

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Tom,

wann höre ich etwas von der McIntosh?

Pile

mipi hat gesagt…

Hallo,
interessanter Bericht. Ich liebäugele auch mit einer Maggie. Habe aber gelesen, dass die Aufstellung nicht ganz einfach ist (z.B. soll man sie sehr "luftig", insb. weit entfernt von der Rückwand aufstellen). Auf dem Foto sieht es allerdings so aus, als ob die 3.7 relativ dicht an der Rückwand steht. Wie sind die Maße Ihres Raumes ungefähr und wie die Abstände der 3.7 zu den Wänden?
Danke und viele Grüße,
Michael Picht