25.12.14

Erster Test / Erfahrungsbericht / review Mark Levinson 585 im deutschsprachigen Raum

Berichtshistorie Status V1.0 vom 25.12.2014_Tag 1      Status V1.1 vom 10.01.2015_1.update
Immer wenn ich ein Gerät von Mark Levinson zuhause habe oder nur darüber nachdenke fällt mir der Herr Mark Levinson ein.

Was denkt der gute Mark wohl über die Entwicklung des Labels und über die Geräte, die seinen Namen tragen? Und wie ist der Übergang bzw der sicherlich schmerzhafte Verkauf 1984 an Madrigal damals gelaufen. Ein interessantes Thema. Mark Levinson wurde 1946 geboren, entwickelte für das Woodstock-Konzert 1968 einen Mixer und kam 1972 mit dem Phonopre JC-1 auf dem Markt. Wunderbare Amps mit seinerzeit sensationeller "straight Line"-Technologie sollten folgen. Und Vorstufen für 4500 Dollar galten damals als geradezu vulgär und unverkäuflich. Der Markt hat das damals anders gesehen, die ML-Vorstufen verkauften sich zu Tausenden. Die Zeit war damals gekommen für "straighte" Klangmaschinen ohne bling-bling und Mark Levinson begründet eine neue Epoche. Die Mutterpausen des verstärkenden Drahtes. Auch für mich war das damals unerreichbar und erschien mir neben der Kawasaki Z1 höchstens mal im Traum. Man muss bedenken, zu der Zeit damals gab es nicht wirklich HighEnd, es gab Revox, Accuphase, Macintosh. Aber sonst? Viel fällt mir da nicht mehr ein. Nach den Finanz-Problemen der Mark Levinson Audio Systems hatte Madrigal das Label bis 1996 im Besitz und hat damit glücklos gewerkelt, dann hat Harman International schrittweise alles übernommen. Mark persönlich hat sich mit Cello und Red Rose versucht, hat aber den Markt nicht mehr wirklich getroffen. Heute "schraubt" er meines Wissens für LG, vor allem in den Digitalsektionen. Ob Ihm das wirklich gefällt, weiss ich nicht.
Das Schöne daran ist, dass man diese wundervollen Geräte trotzdem noch immer mit einem genialen Entwickler und einem Menschen verbindet. Nicht mit einem prozessgesteuertem Team. Die Geräte haben sozusagen ein Gesicht. Obwohl das Blödsinn ist, denn seit vielen Jahren wird wird im riesigen Harman Imperium mit Sicherheit prozessgesteuert im Team entwickelt. Trotzdem wird irgendwie das Erbe der epochemachenden Vorstufen ML1, ML7, ML10, 26s, 380s und 326s auch in die heutigen Evolutionsstufen weitergetragen. Bilde ich mir zumindest ein. Die 532, 532H und 326s habe ich bereits selber besessen. Irgendwie alles völlig unspektakuläre Geräte, die sich erst mit der Zeit wirklich erschliessen.
Nach langer Zurückhaltung scheint das Label jetzt wieder mit neuen Produkten das Schwert rauszuholen. Wir (ja, meine Frau interessiert das Thema auch) haben uns zum Heiligen Abend den brandneuen 585 gegönnt. Er wurde ja schon seit 1,5 Jahren angekündigt, ist aber erst jetzt lieferbar. Nach meiner Information bin ich der erste Privatkunde in Deutschland überhaupt, gekauft wie seit 20 Jahren bei KlangArt Plattling. Von den ersten 6 Geräten in BRD habe ich eins! Gefällt mir irgendwie, ist aber völlig ohne Belang. Kaufen ohne Testbericht? Für viele undenkbar, bei ML geht das.

Ich weiss, das viele Leute auf einen ersten Fahrbericht des 585 warten. Hier ist er:

Tag 1 der Arbeitsaufnahme

Natürlich zunächst ein Vortrag zum Produktdesign. Gestaltung und Funktionsdesign finde ich persönlich sehr wichtig. Nur bei sehr guter Umsetzung stellt sich langfristiges Zufriedensein ein. Die Gestaltung nach markentypischen Industrialdesign finde ich sehr gelungen und absolut langzeittauglich. Schlicht und null Nonsens. Das Gerät ist erfreulicherweise nicht so wuchtig wie erwartet. Die Beschränkung auf 43cm Breite ist immer wichtig, 46er wirken immer so furchtbar balüsig. Das glatte Gehäusedesign mit Kühlrippenkamin in der Fläche passt perfekt und wird nicht wie marktüblich durch wilde Kühlrippen am Rand gestört. Und lässt sich wunderbar greifen, trotz der ca 36kg. Die Rückseite als Anschlussfeld ist vorbildlich übersichtlich und geräumig gestaltet. Besser kann man die LS-Knebel nicht positionieren. Alle Bedienelemente und das rote Display haben die ML-typische Haptik und funktionieren perfekt, ebenso die FB. Die Menütiefen sind überschaubar und nicht überladen, alles nur das, was man im normalen Verstärkerleben vielleicht mal benötigt. Nicht mehr und nicht weniger. Well Done. Die Bedienungsanleitung liegt erstaunlicherweise in Deutsch bei und ist erfreulich  knapp gefasst. Der rührige Vertrieb Sunaudio führt bei jedem Gerät eine volle Funktionskontrolle durch, das finde ich sehr kundenfreundlich und gut. Sogar meinen Namen haben Sie auf Kanal 1 und 2 gepostet. Das bleibt erstmal so. Nette Geste.

Weiter geht es mit dem Thema elektrische und mechanische Funktion. Es ist kein Einschaltknacken oder irgendwelche sonstigen Störgeräusche zu vernehmen. Ich muss es hier sagen : das ist nicht selbstverständlich, bei meiner Gerätefluktuation habe ich schon alles erlebt. Und das Wichtigste für mich persönlich : kein Trafobrummen bisher, alles still. Hoffentlich bleibt das so, das ist für mich ein kick-off Thema.

Jetzt zum Thema, wo alle drauf warten. Klang. Was erwartet Ihr? Die üblichen Hyperbelobigungen der einschlägigen Presse? Diese Thema interpretiert jeder, wirklich jeder anders und ist nur im eigenen Umfeld sowie nach eigenen Hörgewohnheiten bewertbar. Ich werde hier einen ersten Ausblick geben, soweit das nach einem Tag möglich ist. Meine blog-Leser wissen, das ich Verstärker-mässig zwischen allen Welten Wandel, ob Röhre oder Transistor, ich mag beides. Bei Lautsprechern gibt der Markt ja ein dermassen unüberschaubares Füllhorn zur Auswahl, da kann man eher nur zufällig den wirklich passenden LS treffen. Ich habe für mich die Thiel CS3.7 entdeckt. Wie heisst der Film noch? "wie ich lernte, die Bombe zu lieben". Trifft es ganz gut, die Thiel springen einen zunächst an, aber je länger man Sie hört, desto besser versteht man das Konzept vom leider verstorbenen Jim Thiel (was wohl aus seiner Firma wird?). Die CS 3.7 sind für mich der Inbegriff von neutraler Abstimmung, hyperneutral und trotzdem langzeittauglich. Eigentlich ein Widerspruch und meistens funktioniert das nicht. Hier wohl, auch nach Jahren, das überzeugt. Zunächst der erste Eindruck beim kalten Neuverstärker, ich bin nicht vom Stuhl gefallen. Es klingt sofort erträglich. Ein gutes Vorzeichen. Da ich Vinylhörer bin habe ich zunächst einige mir bekannte Schallplatten gehört. Was soll ich sagen, alles eigentlich noch einen Deut besser wie erwartet. Die tiefen Lagen sehr konturiert und mit dem nötigen Gewicht. Aber nicht zu kantig. Die Krell, die ich unmittelbar vorher hatte, war mir diesbezüglich zu scharf justiert, zumindest im Konsens mit der hier anspruchsvollen Thiel. Die Mitten harmonisch und ausgewogen. Die Höhen transistormässig wie aus dem Lehrbuch. Auch hier sind die Thiel ja aufgrund ihrer Abstimmung mit viel "Air" sehr anspruchsvoll. Also passt erstmal alles. Die Digitalsektion war für mich nicht kaufentscheidend, trotzdem ist hier ja "state of the art" angesagt, Sabre und ClariFy will ich hier nur nennen. Der erste Eindruck ist hier total überzeugend, obwohl ich mein altes Powerbook mit PureMusic 2.01 noch nicht ans Laufen bekommen habe. Liegt glaube ich am fehlenden USB 2.0 am Powerbook, da muss ich noch ran. Ich war aber baff, wie gut ein rudimentäres iTunes mit flac/alac-Datenware bereits klingt. Und internet-Radio mit ClariFy, unglaublich. Werde demnächst wahrscheinlich einen StreamClient wie Auralic Aries einbinden, dann kann ich standesgemäss berichten.

Fazit. Also insgesamt eine absolut überzeugende Arbeitsaufnahme nach 1 Tag. Er macht richtig viel Spass wie kaum ein Gerät vor ihm. Ich erkenne viel vom 326s und 532H wieder, und das ist gut so. Dies ist kein sinnloser Eisenhaufen, der ehrwürdige Mark Levinson hätte ihn wahrscheinlich genauso gebaut. Röhrentypische Abrundungen und Schönheiten sind ihm zwar so fremd wie einem Wellensittich die Tiefsee, dafür erscheinen mir die transistortypischen Eigenschaften in Weltklasse-Manier vereint. Ich werde hier weiter berichten.

1. update 10.01.2015
So, hier ein erstes weiteres Fazit. PureMusic 2.02 funktioniert jetzt einwandfrei. Ich hatte nur eine "Fehlstellung" im Programm, hat also nichts mit USB 2.0 oder so zu tun. Und es klingt einfach nur sehr überzeugend. Viel besser wie alles Digi-Gedöns, was ich bisher ins Gefecht mit meinem Vinyl-Duktus geschickt habe. Da brauch man nicht mehr wirklich die CD.
Trotzdem habe ich einen alten TagMcLaren CDT20 T2L aktiviert. Ein reines CD Laufwerk mit dem legendären Philips CD Pro Laufwerk. 11 kg ist das zierliche Kästchen schwer. Zwar schon ca 15 Jahre alt, aber heute ein Geheimtip. Klingt ebenfalls hervorragend, so kann oder darf die CD ab und zu neben der schwarzen Kunst bei mir erklingen.
Ansonsten keinerlei weitere Auffälligkeiten. Ein AMP mit Rating AAA, was soll da noch mehr gehen.

Mein setup:

Thiel CS3.7
HMS Grand Finale Jubilee 3m LS
585
HMS Grand Finale Jubilee 1,5m Cinch
PhonoPre Whest Three signature
Plattenspieler TW Akustik Raven GT mit 10.5 und TW-Matte
Tonabnehmer MC Phasemation PP-300
digitales Beiwerk ohne Belang
Netzkabel HMS Grand Finale Jubilee
Netzleiste Einstein Octopus
Steckdose HMS
Rack Solid Tech  ROS4 Reference 


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