10.2.15

"Wie ich lernte, den Schaltautomaten zu lieben"___oder___Erfahrungsbericht Bmw-Testcamp-Almeria 2015

Meine Motivation zur Teilnahme am Testcamp in Andalusien war, die neue R1200R ausgiebig zu fahren und als Referenz die neue Vierzylindertechnik mal zu erleben. Vielleicht ist das auch wieder etwas für mich.
Es kam anders. Der Schaltautomat Pro spielte die Hauptrolle.
Das BMW die Organisation der erfahrenen Truppe von bike-promotion überlässt, ist professionell. Die wissen wirklich wie es geht. Als Musterbeispiel nenne ich hier : die Motorräder werden von der örtlichen Polizei eingefahren. Geht das noch cleverer? Nein. Meine hohen Erwartungen wurden noch übertroffen. Doch dazu später.

Ankunft
Flug nach Alicante und ca 3h Bustransfer nach Almeria Mojacar. Beim Eintritt ins bekannt gute Hotel die erste Überraschung. Der Prototyp der neuen S1000XR stand da als exklusives Bemusterungsobjekt. Solche Kleinigkeiten sind nicht selbstverständlich sondern zeugen von Bemühen im Detail. Ein Begrüssungsbriefing ist eine Selbstverständlichkeit, hier aber werden keine unwichtigen Dinge breitgetreten. Alle wichtigen Daten hängen am Dashboard für die nächsten Tage aus.
Ein Blick in die Tiefgarage lässt einen sprachlos staunen. Eine komplette grosse Etage mit Motorrädern, die komplette BMW Palette einschliesslich E-Scooter, 6-Zylinder Grosswild etc. Gefühlt mindestens 120 Stück, habe ich nicht gezählt. Auf der Rennstrecke sind ca 50-60 Stck S1000RR vorhanden.

zum Einrollen sind 2 Tage perfekt
Tag 1 (ca 300km Landstrasse)
R1200R von 10.00-15.00 (Road-Modus) : ein ganz tolles Moped und mein erster Kontakt mit dem Schaltautomaten. Was für eine Erleichterung. Einfach hoch und runter treten ohne kuppeln. Alles völlig easy. Könnte mein Moped werden. Übrigens , prima Strassen mit Mördergrip (ausser Kreisverkehre, hier gilt das Gegenteil) und sehr viel Winkelwerk mit harmonischem Geläuf.
S1000RR von 15.30 bis 17.00 :
wollte ich nur kurz antasten um mich daran zu gewöhnen vor den beiden Race-Tagen. Was für eine Vollblutracer, jedoch für die Landstrasse völlig ungeeignet. Eine Qual bezüglich Komfort. Diese Eisen ist für die interstellare Verbindung geeignet oder halt für Rennstrecke. Gott sei dank wollte ein Teilnehmer gerne tauschen. S1000R von 17.00 bis 18.00 : wow! supereasy Handling und Feuer überall, leider geht der Schaltautomat nur zum Hochschalten. Bei der messerscharfen Lenkung musste ich an meine verflossene GS 1200 K50 denken. Der Vierzylinder ist bei diesem Eisen nicht so lästig bzw langweilig wie bei anderen. Trotzdem überlegenswerte Alternative zur R1200R. Man muss jedoch einfach bedenken, das dieses ein Funbike ist und längst nicht so breitbandig wie die R1200R. Eigentlich ruft ständig die Attacke, mit dem Boxer macht auch Bummeln und Reisen Spaß.

Tag 2 (ca 300km Landstrasse)
R1200R von 10.00 bis 15.00 (diesmal alles im Dynamik-Modus) : mein Eindruck vom ersten Tag wird im Dynamik Modus nochmal verbessert. Wunderbare ground-Power und tolle midrange. Dabei ein sehr neutrales Handling mit sehr ausgewogenen Widerständen beim abklappern. So mag ich das. Diese elektronischen aktiven Fahrwerke mit wunschgemässer Einstellung sind einfach Hammer. So hat man 3 Eisen in einem. Und du kannst auch mal mit der "Mutti" 2 Tage in die Ardennen fahren, ohne das Sie frustriert wird. Wird sie das Moped 2015?
R nine T von 15.30 bis 18.00 : straight und cleane Fahrmaschine, Motor schnurrt wie ein bekanntes Kätzchen. Würde ich mir trotzdem nicht kaufen (zu hart hinten und ohne ESA keinen Spielraum), jedoch kann ich jeden Käufer verstehen.
Briefing für die Rennstrecke 21.00-23.00 durch Jürgen Fuchs : der Jürgen erklärt doch glatt, fast den ganzen Kurs im 2.Gang zu nehmen, nur auf der Gegengeraden geht es voll durchgeladen bis 290. Ich dachte, der spinnt, ich kann doch nicht ständig mit 10000 plus rumfeuern? Es geht, in den 2 Tagen habe ich mir das auch angewöhnt. Keine Angst vor Drehzahlen, dafür sind die Dinger gebaut. Der erste Gang geht bis über 140, der zweite bis 180. Und Linie und Blickführung ist das A und O zum sicheren Schnellfahren. Der Jürgen erklärt jeden wichtigen Linienpunkt der Strecke im Detail. Da ich 2008 zumindest schon mal auf dieser Strecke "tätig" war, kann ich gut folgen. Andere, die noch nie mit dieser Strecke in Kontakt waren, befinden sich natürlich schnell in einer "black box". Dann erklärt er noch Besonderheiten zur Fahrwerkstechnik und die Folgen sowie Unterschiede in den Linien beim Superbike und den 600tern. Und natürlich der geniale Schaltautomat. Eine neue Welt ist laut Fuchs angebrochen. Du kannst dich jetzt aufs Ballern konzentrieren und bekommst durch die Kupplung keine Unruhe mehr ins Gebälk. Wie Recht er doch haben sollte.

Tag 1 ist Linie finden und kennenlernen

Tag 3 (5 mal 20-Minuten Sets auf der Rennstrecke; ca 40 min Bustransfer)
S1000RR : Grosse Anspannung und was für ein Erlebnis folgte dann. Hammer! Völlig easy Schnellfahren mit 209PS, und auf der Rennstrecke passt die Ergonomie perfekt. Keine grosse Rutschgefahr durch eine famose Traktionskontrolle mit Schräglagenerkennung und Kurven-ABS. Kaum Lastwechsel, alles funktioniert nahezu in nicht vorstellbarer Perfektion. Wenn du dich im offenen Gefecht mit anderen Emporkömmlingen befindest, wäre die S1000RR die Waffe meiner Wahl. Sobald du die Linie auf der anspruchsvollen Rennstrecke annähernd kennst, ziehen die Instruktoren das Tempo immer weiter an. Du fährst in 2-8 Mann Gruppen je Instruktor (alles ehemalige und aktuelle Rennfahrer). Hier lernt jeder Teilnehmer, Schräglagen über 50% zu fahren. Nur hier kann man Schräglagenangst überwinden und Ankern aus 290. Ein Sicherheitsgewinn für das echte Leben, was ich sehr hoch einschätze. Und wieder der Schaltautomat: auf der Gegengerade aus 280 von Gang 6 und in den Zweiten klopfen, einfach so. Du musst dich nicht mehr mit der lästigen Kupplung auseinandersetzten sonder konzentrierst dich nur auf deinen Bremspunkt und die Linie. Unglaublich. Das bringt viele Sekunden im Attacke-Modus. Ein Muss in der Zukunft. Ich hatte noch nie soviel Spass.

Tag 4 (wie vor)
jeden morgen nagelneue Metzler Racetec K3.
Feilen an der Linie und an der Körperbewegung. Man bekommt allmählich auf Speed. Jedoch muss man sich immer wohlfühlen und keinen Stress haben. Die Instruktoren achten darauf und tauschen die Gruppen solange durch, bis es passt. Morgens waren wir für 3 sets nur mit 2 Leuten in der Gruppe. Mehr kann mann nicht lernen. Nur dafür hat sich der Trip gelohnt. Ein Traum. Danke an Andy#72 (unser Instruktor, Langstreckenfahrer). Übrigens, abends war ich platt. Ich habe grosse Achtung vor Rennfahrern. Das ist Hochleistungssport. Ich könnte nicht 1 oder 2h so angasen. Und die Burschen halten rein, da ist unsere Hobby-Fahrerei "rumpimmeln" (Zitat eines Instruktors). Stimmt.
Linie, rann an die Curbs; die ganze Strassenbreite nutzen















Tag 5 (Gelände plus Paket)
BMW Canada-Trophy GS1200 von 10.00 bis 12.00
Was für eine Überraschung. Ich hatte echt Respekt, mit der grossen GS ins Gelände zu gehen. Geht das gut mit diesem Monstereisen bei meinen 1,75m und 77kg? Es geht und wie. Das hat super Spass gemacht. Start mit Sandfahren, dann Schotter- und Steinübungen. Dann wird immer zügiger auf Schotterpisten den Berg hochgefeuert. Im Dritten Gang Staub schlucken von Radek oder Truppe vor dir.  Jetzt ist plötzlich die GS schon wieder auf dem Einkaufszettel.
"meine" GS, super Ding

Enduro-Tag mit Radek (ehemaliger Dakar Fahrer)
Nebenbeiprogramm
Jeden morgen und abends auf Wunsch Stretching/Muskelaktivierung mit der netten und attraktiven Liane. Sehr empfehlenswert.
Der Garmin Produktmanager ist da zum Thema Navigation.
Touratech ebenso mit speziellen Geländemaschinen.
Metzeler rüstet uns komplett täglich mit neuen Reifen aus.
hier ein Blick auf Enduro-Tracks
Es gibt einen temporären BMW Shop vor Ort. Dort habe ich mir für die Rennstrecke eine Rennkombi geliehen, ohne Kosten.
Eine komplette Werkstatt, im Hotel wie auf der Rennstrecke. Abends rückt eine spanische Mopedputzkolonne an, und macht alle 100 Eisen wieder schick für den nächsten Tag. Was für ein Job.
Mehrere Photographen sind auf der Strecke.
Jeden abend Workshops, zum Schluss ein tolle Feier mit Livemusik.
Praktisch benötigst du kein Geld mehr die Woche, alles ist inklusive.

Kosten und Erlebniswert
Jetzt zähle mal 1 und 1 zusammen. Für 5 Tage perfekten Spass finde ich das sogar absolut preiswürdig. Wie oft hat man für die Hälfte vom aufgerufenen Preis einen nur mässigen Urlaub mit viel Behelf und Zeitverschwendung. Hier ist alles nah am Maximum.
Der ausgefüllte Bestellzettel für das nächste Jahr ist sehr sicher.
Übrigens: es hat in den ganzen Tagen keinen nennenswerten Unfall gegeben. Nur ein paar harmlose Rutscher im Gelände. Es fahren insgesamt 3 Sanitäter mit.
Mit den 40-80 Teilnehmern kommt man ganz prima zurecht, sind ja alles Gleichgesinnte. Spinner scheinen selten zu sein. Die Instruktoren und das Team ( ca 40 Mann ) sind alle sehr gelassen und nett drauf. Jeder Wunsch wird irgendwie umgesetzt.
Neue Freunde findest du auch.
Danke für das tolle Erlebnis.




Treffen unterwegs mit allen Landstrassentruppen, sonst wird in Einzelgruppen gefahren

Landschaft und Sightseeing kommt überhaupt nicht zu kurz
siehst du den Schnee dahinten? trotzdem waren die Temperaturen sehr gut erträglich (danke für die Heizgriffe)
ausserdem wird dir beim Einnieten so richtig warm

wunderbare "Great Ocean Roads" gibt es auch in Andalusien




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