14.4.20

Langzeiterfahrung Test Tannoy Kensington GR Model 2019

Die Tannoy´s sind jetzt ein Jahr bei uns. Zeit für ein Resume.

Die Corona des Mittel- Hochtontreibers (Fujifilm H1 mit Makro 80mm 2.8mm); klicken Sie und erlebe es BIG
Zunächst mal ein paar Sätze zur polarisierenden Optik. Der Kenner weiss, daß Tannoy die Prestige-Serie seit über 60 Jahren baut, immer britisch schräg im britischen Landhaus- bzw Adelsstil. Das ist DAS Corporate Identity dieser Marke. Das pflegen und hegen sie. Ich meine zurecht! Wer will schon so hyperlangweilige Allerweltsboxen wie T+A Criterion oder Canton zuhause vor Augen haben?
Das deutsche Volk ist vom Tannoy Stil zwar entweder entsetzt oder irgendwie doch angetan, doch die Zeit wirkt. Früher fande ich das auch furchterregend, doch heute ist es für mich ein freundlicher Lebensbegleiter, den ich immer gerne anschaue. Man schaut sich nicht darauf ab, ein nicht zu unterschätzender Gesichtspunkt. Jeder Gast ist auf anderer Art entzückt. Da fallen so typische Sätze wie: "Die sehen ja aus wie Möbelstücke",  "sieht das cool aus!", aber auch ein wenig (spassig) ätzend "was machen deine Beichtstühle?". Hauptsache es bewegt die Leute, das soll Design (und Tradition) auch bewirken. well done. Es gehört ein wenig Mut, sich sowas ins moderne Haus zu stellen. Trauen Sie sich! Es lohnt sich, soviel vorab.





Die Entscheidung fällt bekanntlich auf dem Platz. Passt das Klangbild zu mir/dir und ist es langzeittauglich?



Wie bin ich überhaupt dazu gekommen, mir Tannoy´s GR zu kaufen? Interessiert hat mich das Koaxialtreiber-Thema schön länger. 2009 habe ich den alten KEF Reference 201-Koaxtreiber gehört, der hat mir garnicht gefallen. Tannoy konnte man irgendwie nirgendwo hören. Die Harbeth M40.1 bzw 2 war mein absoluter Favorit über Jahre hinweg. Zwischenzeitlich habe ich jahrelang sehr zufrieden mit der Thiel CS3.7 gehört.
Dann kam mein erster Besuch auf der HighEnd München im Jahr 2014. Und da kam ich unplanmässig in einen großen Raum mit der großen Tannoy Westminster GR. Ich war mit dem Vorführer alleine im Raum, denn der verschreckte die jazzverseuchte Messekundschaft mit ENIMEN sowie anderen Independent-Stücken. Das war der Gamechanger. Einfach ein Erlebnis. Sollte man mal gehört haben.
Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen.
Westminster GR auf der HE 2014

Die Kensington GR ist ein bezahlbarer Kompromiss in Größe, Form und Preis (13.000,- € Liste). Der Wirkungsgrad ist sehr gut (ca 95dB), die 8 Ohm-Auslegung macht sie eh zur leichten Last für jeden Verstärker und LS-Kabel. Das hört man. Sie ist pfeilschnell, dynamisch anspringend und äusserst kohärent. Die beiden Wege spielen wie zwei Schwestern zusammen. Sie verliert bei geringen Pegel nicht ihre Körperhaftigkeit und kann auch richtig richtig laut spielen. Die Ortbarkeit und die Bühne ist top. Hier ist nichts langweilig oder in irgendeiner Zwangsjacke. Sie können jedes Genre (eigentlich habe ich erst 2-3 Platten gespielt, die mir auf anderem Setup besser gefallen haben) und sind einfach vorbildlich langzeitgeeignet.
Die Dinger haben einen sehr hohen Reifestatus. Der Bass ist knackig, halbtrocken (Bassreflexsysteme haben da immer Ihre Grenzen, gerade im Zusammenhang mit Raummoden); insgesamt haben die unteren Lagen eine Körper, wie ich es mir vorstelle. Die Mitten strafen die Vorurteile bzgl Treiber-System lügen und sind stimmig und richtig. Die Höhen finde ich spritzig und hyperschnell, so muß es sein.
Nicht umsonst hört Nelson Pass mit Tannoy Koax (hauptsächlich im Zusammenhang mit seinen First Watt Engagement).
Welche Schwachpunkte habe ich festgestellt?
Zunächst die Aufstellungsgeschichte. Weit von der Rückwand muss sein, jeder cm hilft. Sonst klingt es irgendwie nicht so definiert im Bass wie erwartet. Beinfreiheit zur  Seite hilft auch, ist aber zweitrangig. Einwinkeln nach persönlichen Glück. Direkt für famose Detail-Ortbarkeit, gemässigt 10 bis 20Grad für riesige Bühne. Hier kann die Kritik von Ihnen kommen "diesen Nachteil hat jede Box". Richtig, aber die Kensington GR brauch definitiv erheblich mehr Zuwendung. Die Westminster ist da beispielsweise aufgrund ihrer Breite und Größe anspruchsloser, die kann auch wandnah stehen.
Und einspielen. Mein Händler sagte, mindestens 1000 Stunden. Ich dachte so bei mir "der spinnt". Und er hat irgendwie recht. Die Dinger werden immer besser. Die Tannoy´s mögen auch keine Transporte (zu Freunden oder so, habe ich noch nie gemacht, glaube ich dem Vertrieb aber gerne), danach ist erst mal wieder einspielen angesagt. Deswegen stehen auch so wenige als Messehyper auf Messen rum. Das funktioniert nämlich nicht.
Hier trifft Spass auf nachhaltige Emotion. Nur wenige (einigermassen bezahlbare) Lautsprecher können diese schwierige Gratwanderung treffen. Damit meine ich, die richtige Stelle auf der Skala zwischen Neutralität und emotionalem Zugang zu finden. Dieses ist ein Lautsprecher für die Langzeitbindung, besser geht kaum, nur anders. Für das Geld eh kaum. Wer erstmal Tannoy GR mit Neodymmagnet-Koaxialtreiber länger inhaliert hat, ist für "normale" Lautsprecher im 20K-Segment nicht mehr zu begeistern.
Der einzige signifikante Nachteil ist aber, das es noch die Westminster GR gibt. (gleicher Horntreiber, aber 38er Bass auf 354 L Gehäuse; und 40K €; und Autokran)


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Tom, ich musste ja auch einen Teil meiner Vorurteile zurücknehmen, die Teile spielen ganz ordentlich. However, im reichhaltigen Zubehör fehlte noch dieses hier: https://www.clou-shop.eu/clou-heimwerker/wachse/clou-w2-antik-wachs.html ;-)
Viele Grüße
Pile

Unknown hat gesagt…

Hallo
Ich habe im Audio Markt ihre Verkaufsanzeige gesehen,
ich war leider zu spät.
Sind die Tannoys noch zu haben?
Ich bitte um Nachricht.
MfG Kurt