21.10.08

Probefahrt Session No3 in 2008

Heute wird es spannend. Ein ganz bunten Korb voll Mopeds bin ich heute gefahren. Bei dem sonnigen Wunderwetter war das ein spontaner Einfall. 9.00 los mit der KTM und 17.00 zurück, so lange dauert sowas. Dafür habe ich ein paar Leckerbissen : die neue Moto Guzzi Griso 1200 8V, Harley Davidson Fat Bob Big Block TC96 1600 und Moto Morini Corsaro 1200. Alles werde ich natürlich wie gewohnt nach meinem Anforderungsprofil und im Vergleich zur KTM Supermoto 990 und den anderen mir bekannten Benchmarks bewerten.
Moto Guzzi Griso 8V
Gute Sitzposition, sehr bequem obwohl roadstermässig frontorientiert. Animiert eher zum bummeln, da sehr unspektakuläre Kraftentwicklung. Das berühmte Powerloch bei 3000-4500 ist tatsächlich da und spürbar. Da muss Guzzi nochmal ran, so wird das nichts. Ein 1200 erscheint so schwachbrüstig. Dabei läuft der Mischer richtig modern wie ein Uhrwerk und ist bereits ab 1800 fahrbar. Die Motoreinflüsse in Längsachse muß man natürlich mögen, mich stört das zumindest nicht. Natürlich kann man die Guzzi nicht so frech ohne Kupplung und so fahren, wie ich es von der Kati gewohnt bin. Da rührt es sonst mächtig um die Kardanlängsachse. Ein runder Guzzi- und BMW-Boxer-Fahrstil ist da gefragt. Die Verarbeitung sieht sehr proper aus, viele schöne Details, brauchbarer Sound, aber zahnlose Bremsen. Das Griso-Grundkonzept ist gut, die Optik kann überzeugen. Aber insgesamt kommen mir da nicht die erwarteten Guzzi-Emotionen rüber, da muß Guzzi vielmehr Härte und Roadster einbauen alla V7S oder so. Weniger ist da mehr. Think radikal. So ist die BMW R1200R das bessere Moped. Und die Harley XR1200 bietet da mehr Marken- und Bauchfeeling. Sorry Guzzi. Blättert mal in Euren alten Prospekten und in der Tuningbranche.
Vielen Dank an Bernhard´s Motorradshop Jühnsdorf
Harley Fat Bob
Dieser überarbeitete Big Block hat 2008 die Szene gehörig aufgemischt, bezahlbar und einigermassen fahraktiv. Das musste ich doch unbedingt in diesem Jahr nochmal ausprobieren. Das ist absolute Premiere für mich, die erste Dyna unter dem Hintern. Zuerst musste ich mich mit der gynäkologischen Sitzhaltung arrangieren, kaum zu glauben, man kann so tatsächlich fahren. Die 305kg vollgetankt flößen erstmal Respekt ein. Doch wenn das Ding dann läuft und Du hast Dich ein wenig eingefahren, kann man damit überraschend zügig rumballern. Der tiefe Schwerpunkt ist sehr hilfreich und selten so spürbar wie auf diesem Zahnarztstuhl. In der City ist vordrängeln oder langsames balancieren überraschenderweise tatsächlich kein Problem. So ein Ding fährt man halt völlig anders, mehr mit der Hinterradbremse und viel gelassener, das macht durchaus Laune auf mehr. Der Motor kann im Serientrimm noch nicht ganz überzeugen, da hatte ich irgenwie mehr Dragpower erwartet. Klar, hat nur irgendwas um die 70PS, das muß man halt einfach mal berücksichtigen. Irgendwie fühlt sich das aber nicht nach 1600ccm an. Der schiebt zwar schön und lässig aus dem Ärmel, aber fast elektrisch. Die berühmten Harley-Vibes sind durchaus da, stören aber in keinster Weise, im Gegenteil. Die Gasannahme ist richtig schick, die Gänge klonken ein wenig, die Kupplungshandkraft ist noch vertretbar. Dieser Motor ist schon eine gute Basis, das spürt man. Der geht bestimmt nie kaputt (wusstet Ihr, das die ersten Harley V-Twins 1907 schon so zuverlässig waren, daß die nachweislich über 100000 gelaufen sind?....unglaublich). Wenn man da ein wenig dran macht, kommt bestimmt das volle Harley-Feeling durch. Im Serientrimm hört sich das Ding wirklich an wie ein Husqvarna Motormäher. Total leise. Bei 120 kann man ganz gelassen cruisen, wenig vibes, die bei 90 plötzlich da sind (natürlich alles im grossen Gang). Da kein Drehzahlmesser da ist, habe ich mich mal an die Drehgrenzen rangetastet, oben überraschend harter Würg, unten schön weich. Nach kurzer Zeit fährst Du die Harley artgerecht. Ein tolles Ding. Hat richtig Spass gemacht. Die Doppel-Lampe vorne und das schwule Heck ist zwar überhaupt nicht mein Ding, aber Harley´s serienmässig fahren ? geht ja garnicht
Danke an Classic Bike Berlin
Moto Morini Corsaro 1200 Avio
Ich wollte immer schon mal den hochgelobten Morini V2 fahren. Die kommende Scrambler wäre auch echt was für mich, eine Alternative zur Kati? Die Corsaro bietet ein ganz ähnliches Sitzarrangement wie die Triumph Speed Triple, fühlt sich aber irgendwie leichter an. Der Lenker ist mir ein wenig zu stark gekröft, ansonsten passt alles prima. Jetzt der V2. Was für ein kräftiger Reaktor? Da spürst du die spontane Kraft aus 1200ccm, und das relativ weich ansprechend. Ähnlich direkt wie die KTM, nur mit einem Extrapfund mehr Spinat. Einziger Makel ist die lange Warmlaufphase und das noch nicht optimale Ansprechverhalten im Teillastbetrieb. Da zuckt sie ab und zu. Das soll ja mit zunehmender Fahrtzeit besser werden und bei 4000km verschwinden (die Avio hatte gerade mal 326km auf der Uhr). Da merkt man aber, das ein grosses Werk wie KTM sowas besser kann. Trotzdem, die Power des Twins kann schon begeistern. Getriebe knochig wie die Speed Triple, Kupplung ein wenig schwer, Bremse top, Federelement durchaus komfortabel. Dieser Antrieb hat Emotionen und Zukunft. Ich bin mal gespannt auf die Scrambler.
Vielen Dank an ATT Tiedemann, Berlin Wannsee
FAZIT / Fahrbericht / Test
Die KTM bleibt im Moment mein persönlicher Benchmark. Punkt. Die SM990R kommt wieder mehr in den Focus. Die Harley wäre ein wundervolles Zweitmoped zum rumbasteln. Es muß aber noch nicht unbedingt ein Big Block sein. Die XR1200 ist eine echte Alternative. Ich bleibe dran.

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